Drei Städte im Zentrum Vietnams

Vietnam , 15. Juli 2019

Da Nang ist erst einmal eine Umstellung für uns und es dauert einen Moment bis wir uns nach den Tagen im Nationalpark und in der Altstadt von Hue an das Großstadtfeeling gewöhnen. Unser Hostel liegt nur wenige Meter vom Meer entfernt und so genießen wir erst einmal einen Strandtag.

Da Nang
Der Stadtstrand von Da Nang

Man sieht der Stadt an, wie stark sie sich in den letzten Jahren gewandelt hat. Die Strandpromenade ist zuklatscht mit großen Hotels, an den wenigen noch freien Bauplätzen wird fleißig gebaut. Um die Hotels herum gibt es viele Restaurants, italienisch, amerikanisch, indisch, jedoch nichts Vietnamesisches. Um ein vietnamesisches Restaurant zu finden, müssen wir Google Maps zu Hilfe nehmen, das uns in eine ruhige Hintergasse führt, in der kaum Touris unterwegs sind. Das Essen ist trotzdem sehr lecker.

Die Stadt selbst hat abgesehen vom Strand wenige Sehenswürdigkeiten. Größere Touristengruppen treffen wir an der Kathedrale von Da Nang, ein Überbleibsel der französischen Kolonialzeit. Daneben ist die Stadt für ihre Brücken bekannt. Die bekannteste davon ist die Dragon Bridge, die vor allem nachts schön anzusehen ist.

Dragon Bridge
Die Dragon Bridge

Einen halben Tag verbringen wir bei den Marble Mountains am südlichen Stadtrand von Da Nang. Dabei handelt es sich um fünf Marmor- und Sandsteinhügel, die im Buddhismus den fünf Elementen Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall zugesprochen werden. Der größte der Berge, der Wasser-Berg, ist für Besucher geöffnet. Im und auf dem Berg können Höhlen, Grotten und buddhistische Tempel besichtigt werden. Außerdem hat man von dort oben eine fantastische Aussicht auf die anderen Berge und den Strand von Da Nang.

Da Nang
Der Aufstieg auf den Water Mountain ist bei 36 Grad sehr anstrengend, doch für die Aussicht lohnt es sich.

Nach zwei Tagen in Da Nang geht es für uns weiter nach Hoi An, nur ca. 30 km entfernt. Hoi An war früher Teil der Seidenstraße und galt als größter Hafen in Vietnam. Heute ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle. Die meisten Touristen zieht es die Altstadt mit den alten Handelshäusern, die heute von unzähligen Kleidergeschäften eingenommen werden. Denn auch für die Schneider ist Hoi An bekannt.

Hoi An
In der Altstadt von Hoi An

Auch uns hat es die Altstadt mit den gelben Häusern und bunten Laternen angetan und besonders den Nachtmarkt am Kanal finden wir sehr schön. Doch nach einem halben Tag reicht es uns auch wieder, denn im Grunde sieht man an jedem Stand doch immer nur das Gleiche. Ja, Hoi An ist wirklich sehr touristisch.

Hoi An Japanese Bridge
Die alten Kaufmannshäuser von Hoi An. Die Altstadt gilt als Weltkulturerbe

Ganz anders als in Quang Ngai. 150km südlich von Da Nang liegt die untouristischte Stadt, die wir bisher in Vietnam besucht haben. Das Ehepaar aus unserem Guesthouse spricht kein Englisch, doch sie sind sehr freundlich und lachen viel. Um uns die wichtigsten Infos mitzuteilen, zeigen sie uns Karten, auf denen englische Sätze stehen. Meistens läuft die Kommunikation aber über Zeichensprache. Als wir eine Frage zur Stadt haben und sie uns absolut nicht verstehen, wird die Tochter zu Hilfe geholt, die ein paar Brocken englisch spricht. Trotzdem fühlen wir uns sehr wohl, denn die Familie ist sehr herzlich, bietet uns ständig Kekse und Wasser an.

Quang Ngai
Quang Ngai ist eine ziemlich gewöhnliche vietnamesische Stadt mit wenigen Touristen

Der Grund, warum wir in Quang Ngai Halt machen, ist nicht die Stadt selbst, sondern das kleine Dorf Son My das 11km entfernt liegt, genauer gesagt, lag. Am 16. März 1968 fand hier die wohl grausamste Tat im Vietnam Krieg statt. Über 500 Zivilisten, normale Dorfbewohner, darunter Frauen, Kinder und Alte, wurden an diesem Tag von der US-amerikanischen Armee auf grausamste Weise umgebracht. Frauen wurden vergewaltigt. Das ganze Dorf wurde niedergebrannt, um die Tat im Nachhinein zu vertuschen. Grund dafür sollen Vietcong-Kämpfer gewesen sein, die sich angeblich im Dorf versteckt hielten. Tatsächlich gehörte keine einzige Person im Dorf den Widerstandkämpfern an. Erst 14 Monate später kam das Massaker an die Öffentlichkeit.

Heute befindet sich an der Stelle, an der früher das Dorf war, ein Museum, das über das Massaker berichtet und aufklärt. Auf sehr anschauliche Weise werden die Geschehnisse dokumentiert und mit Modellen und Fotos rekonstruiert. Wir haben in einer Beschreibung des Museums gelesen, dass man die Schreie und Schüsse, die an diesem Märztag gefallen sind, hören kann. Und es ist tatsächlich so. Es ist sehr bedrückend und doch irgendwie unvorstellbar, was genau an diesem Ort passiert ist.

Auch das gehört also zu Vietnam. Und auch wenn es unglaublich traurige und schockierende Eindrücke sind, die wir aus Son My mitnehmen, sind wir froh, hier gewesen zu sein, um auch diese Seite der vietnamesischen Geschichte kennenzulernen. Eigentlich schade, dass ausgerechnet hier nur wenige andere Touristen sind.

Viele liebe Grüße, gerade mal wieder aus dem Zug auf dem Weg nach Nha Trang.

1 thought on “Drei Städte im Zentrum Vietnams

  1. Liebe Paulina.
    Deine Reisebeschreibungen haben sich zu meiner absoluten Lieblingslektüre entwickelt. Es macht richtig Spaß und gute Laune an deinen Eindrücken und Erlebnissen teilzuhaben.
    Ich wünsche mir noch einige Berichte bevor du die Heimreise antreten musst. Liebe Grüße

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