Im Abisko Nationalpark

Schweden , 11. August 2020

Für Sonntag Nachmittag ist Regen vorhergesagt. Daher stehe ich auch an einem Sonntag früh auf, um am Vormittag noch eine Wanderung im Trockenen machen zu können. Von der Abisko Turiststation soll es bis zum Njakajaure See gehen. Der Weg folgt zunächst dem Kungsleden, der am Abiskojåkka entlang führt, biegt nach 2,5km dann aber links ab. Nun geht es ein kurzes Stück durch Birkenwälder und sumpfige Wiesen, bis vor mir der Njakajaure auftaucht. Ich setze mich eine Weile ans Ufer, doch da es heute nicht mehr ansatzweise so warm ist wie noch am Vortag und die Sonne auch nur kurz zwischen der dichten Wolkendecke hervorschaut, wird es ohne Bewegung schnell kühl und ich laufe weiter. Eigentlich hätte ich mein Ziel für den heutigen Tag bereits erreicht, doch ein Blick zum Himmel lässt erahnen, dass der Regen noch etwas auf sich warten lässt. Also beschließe ich, dem Kungsleden noch ein Stück weiter in den Nationalpark zu folgen. Als ich am nächsten Abzweig auf meine Karten schaue, bemerke ich einen Weg, der direkt zurück nach Abisko führt, ohne dass ich erst zur Turiststation zurück muss. Damit muss ich auch nicht den selben Weg zurück, den ich gekommen war. Also verlasse ich jetzt den Kungsleden und folge den Schildern, die mich nach Abisko führen. Auf einem Hügel  komme ich an einem Pfosten vorbei, der die Grenze des Nationalparks markiert. Landschaftlich ist die restliche Umgebung allerdings nicht vom Nationalpark zu unterscheiden, denn Abisko ist allgemein von sehr viel Natur umgeben. 

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Da das Wetter immer noch mitspielt, baue ich noch einen Schlenker ein, der mich auf eine kleine Erhebung führt. Die Aussicht ist einfach umwerfend. Und wäre das noch nicht genug, erscheint gerade in dem Moment über dem Torneträsk ein Regenbogen. Ich kann zusehen, wie die Regenwolke über den Torneträsk zieht und sich der Regenbogen dementsprechend verschiebt. Was ein Anblick! Von meinem Aussichtspunkt kann ich auch auf den Nuolja oder auf nordsamisch auch Njullá schauen, den mit 1169m zweithöchsten Berg im Abisko NP. Der steht für den nächsten Tag auf meinem Programm. 

Ausblick auf den Nuolja mit Regenbogen

Von meinem Hostel geht es zunächst die zwei Kilometer bis zum Nationalpark, dann folge ich den roten Schildern, die mich über 800 Höhenmeter auf den Gipfel des Nuolja führen sollen. Der Weg beginnt sanft und folgt dem Lauf eines Gebirgsbachs. Bald gehen die Stromschnellen des Bachs in kleine Wasserfälle über und der Anstieg wird steiler. An der Baumgrenze überquert der Weg den Bach und kreuzt wenig später die Bahn des Sessellifts. Der Lift ist allerdings nicht in Betrieb und dient wohl eher den Skifahrern, sobald an den Hängen Schnee liegt. So komme ich wenigstens nicht in Versuchung, den bequemeren Weg zu nehmen. Etwas später erreiche ich die Aurora Sky Station, die Bergstation des Sessellifts und gleichzeitig Ausgangspunkt für die Beobachtung von Polarlichtern. Doch die Berghütte und das darin beheimatete Café haben im Sommer Montags geschlossen. Jetzt habe ich noch etwa 250m Höhenmeter vor mir, die mich über Geröll und flachen Moos- und Grasbewuchs führen. Der Wind wird immer kräftiger. Da mein Weg auf der Ostseite des Berges liegt, hatte mich der Berg bisher vom Westwind abgeschirmt, doch mit zunehmender Nähe zum Gipfel wird auch der Wind stärker. Am Gipfel angekommen, pfeift es dann ganz ordentlich und dicke Wolken ziehen über mich hinweg. 

Auch wenn ich durch die dichte Wolkendecke nicht sonderlich weit schauen kann, ist die Aussicht sehr beeindruckend. Der Torneträsk erstreckt sich unter mir, überall um mich herum ragen teils schneebedeckte Gipfel empor. Eigentlich hatte ich vor, hier oben eine Pause und ein kleines Picknick zu machen. Doch mit dem Wind wird es bald ziemlich kalt und schneller als gedacht mache ich mich wieder auf den Rückweg. Also gibt es meinen Mittagssnack eben auf der Terrasse der Aurora Sky Station, ebenfalls mit toller Aussicht und, großes Plus, windgeschützt.

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Am Abend wartet dann noch ein typisch schwedisches Highlight auf mich: die Sauna in meinem Hostel. Nach einem langen Wandertag tut ein Saunagang und die anschließende Abkühlung in der kühlen Abendluft mit Blick auf die lappländische Landschaft unglaublich gut. 

Mein letzter Tag in Abisko beginnt früh, sehr früh. Ich möchte den Sonnenaufgang anschauen und der ist in dieser Jahreszeit um 3:40 Uhr. Also stehe ich um halb 4 auf und mache mich auf den Weg zu dem Hügel, an dem ich vorgestern schon war. Die Luft ist frisch, als ich aus dem Haus trete. Und die Stille, die noch über Abisko liegt, ist allgegenwärtig. Außer mir scheint noch niemand wach zu sein. 

Als ich auf dem Hügel ankomme, werden die ersten Bergspitzen schon vom Sonnenlicht beleuchtet. Doch dann schiebt sich eine Wolke vor die Sonne und ich muss noch warten, bis die Sonnenstrahlen auch mich erreichen. Ich setze mich auf eine Bank und beobachte, wie das ständig wechselnde Licht die Landschaft verändert. Es ist ein wunderschöner Anblick und macht das frühe Aufstehen mehr als wett. Als die Sonne dann höher steht, mache ich noch einen Spaziergang, durch die Wälder und erreiche drei andere Hügel. Dann ist es Zeit zurückzukehren und meine Taschen zu packen. Am späten Vormittag geht es mit dem Zug über Nacht zurück nach Stockholm. 

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Meine vier Tage im Abisko Nationalpark waren unglaublich. Die Landschaft so weit im Norden ist atemberaubend schön und die viele Natur sehr beeindruckend. Besonders haben es mir die vielen klaren Gewässer angetan. Wasser, das so sauber ist, dass man es fast überall trinken kann, und das so viel besser schmeckt, als jedes Wasser, das man kaufen kann. Ich bin sehr froh, spontan doch noch her gekommen zu sein und freue mich schon, das Ganze auch mal im Winter zu sehen.  

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