Der erste Eindruck von Hanoi ist sehr wuselig. Viele Menschen sind auf den Straßen unterwegs. Zu Fuß, im Auto, vor allem aber auf dem Moped. Grundsätzlich herrscht Rechtsverkehr, doch wenn man ausreichend hupt, kann man auch auf der linken Spur fahren. Überhaupt: wenn man hupt, geht fast alles.
In Hanoi treffe ich Franzi, meinen Travelbuddy für die nächsten drei Wochen in Vietnam. Da unser Hostel sehr zentral in der Altstadt liegt, gehen wir direkt los für einen Stadtrundgang. Doch das ist bei dem Verkehr gar nicht so einfach, denn auf dem Gehweg stehen Mopeds, Tische von Restaurants oder Verkaufswaren, auf der Straße wird man ständig angehupt und eine Straße zu überqueren ist eine Herausforderung für sich. Es gibt zwar Zebrastreifen und Ampeln, doch die werden im besten Fall wahrgenommen, manchmal berücksichtigt, oft aber auch ignoriert. Wenn man am Straßenrand stehen bleibt, um zu schauen, hat man sowieso verloren, wie wir bald feststellen. Die Devise lautet: losgehen und dann eventuell schauen, im Zweifelsfall werden die anderen schon ausweichen. Es kostet etwas Überwindung, doch nach etwas Übung bekommen wir es schon besser hin.
Besonders gut gefallen uns in Hanoi die vielen Parkanlagen und Seen mitten in der Stadt. Auch das französische Viertel ist sehr interessant, denn während der französischen Kolonialzeit sind dort unter anderem ein Opernhaus und eine Kathedrale im französischen Stil entstanden.
Auf einer Walkingtour werden wir außerdem in die Trainstreet geführt und haben Glück, dass gerade kein Zug kommt, denn die Straße ist so eng, dass zwischen Zug und Häusern nur noch wenige Zentimeter Platz sind. Ansonsten hat Hanoi wenige klassische Sehenswürdigkeiten, es ist eher das Flair der Stadt und die Straßen der Altstadt, die die Stadt ausmachen.
Wir lassen Hanoi bald hinter uns und machen uns auf den Weg nach Cat Ba Island. Der Transfer besteht aus einer kombinierten Bus- und Bootsfahrt. Im Bus erfahren wir dann, dass das Speedboat, das wir eigentlich nehmen sollten, nicht fährt, da ein Taifun aufzieht. Stattdessen nehmen wir die Fähre, eine der letzten, die überhaupt fährt. Die Überfahrt ist dann überraschend ruhig.
Auf Cat Ba angekommen, werden wir zu unserer Unterkunft gebracht. Das Phuong Mai Family Hotel besteht aus einem Beautysalon und einigen Zimmern. Wir werden sehr herzlich von der Familie begrüßt. Wenn wir es richtig verstehen, leitet der Mann die Vermietung der Zimmer, die Frau den Salon und die restliche Familie hängt irgendwie auch mit drin, denn immer wenn wir vorbeikommen, ist der Salon voll mit Familienmitgliedern und Freunden, Kundschaft hingegen ist selten zu sehen. Dabei sind die Massagen wirklich zu empfehlen. Während unseres Aufenthalts auf Cat Ba gönnen wir uns Massagen für Fuß und Rücken.
Zu Fuß erkunden wir die Insel, der Hauptort ist überschaubar, besteht überwiegend aus Hotels und Restaurants. Der Strand ist überflutet und sowieso gerade von einer Baustelle für ein neues Beachresort blockiert. Doch landschaftlich ist die Insel wunderschön.
Am Abend erreicht uns dann der Taifun. Es schüttet aus Kübeln und ein starker Wind zieht auf. In der Nacht haben wir Angst, dass es die Fensterfront in unserem Zimmer wegweht, später fällt der Strom in der ganzen Stadt aus. Auch der nächste Tag ist verregnet und stürmisch, doch ab Mittag geht immerhin der Strom wieder.
Der Grund, warum wir Cat Ba eigentlich besuchen, sind die Halong- und Lanha-Buchten, die aus unzähligen Kalksteininseln bestehen, von denen Cat Ba die größte ist. Nachdem das schlechte Wetter vorübergezogen ist, machen wir eine Bootstour durch die Buchten. Wir haben großes Glück, denn das Wetter ist mit Sonnenschein und kleineren Wolken nun perfekt und unsere Gruppe ist mit 13 Leuten (normalerweise sind es um die 35) sehr klein. So genießen wir einen wunderschönen Tag auf dem Wasser.
Am nächsten Tag fahren wir zum Cat Ba Nationalpark im Zentrum der Insel. Schon morgens hat es über 30 Grad und der Aufstieg zur Aussichtsplattform ist sehr anstrengend. Doch für den Blick über die Insel haben sich alle Mühen gelohnt. Mit diesem Eindruck verlassen wir Cat Ba – dieses Mal auch wie geplant – mit dem Speedboat. Unser nächstes Ziel ist der Phòng Nha Nationalpark, 500km südlich von Hanoi. Bis dahin haben wir aber noch eine 10 stündige Zugfahrt vor uns.
Viele liebe Grüße, gerade aus Ninh Binh, wo wir auf den Nachtzug warten.