Die 600km von Exmouth zum Karijini Nationalpark gehen doch schneller als gedacht. Wir fahren sie direkt in einem Rutsch durch und schlagen unser Nachtlager auf einer kostenlosen Campsite direkt vor dem Nationalpark auf. Auf der Fahrt kommen wir nur an zwei Orten vorbei: Paraburdoo und Tom Price. Beide Orte sind nicht sonderlich groß, aber es reicht für je einen Supermarkt und eine Tankstelle, genug also für unsere Ansprüche. Eigentlich existieren die Orte aber durch ihre Nähe zu Eisenvorkommen und den dort gelegenen Minen. Einmal verpassen wir einen Abzweig, fahren entlang einer Bahnlinie und stehen auf einmal vor dem Eingang zu einer Mine. Hier kommen wir nicht weiter, also drehen wir um, aber der Anblick auf das riesige Minenareal, den unglaublich langen Zug mit drei Loks, die es braucht, um das Eisen abzutransportieren, und anderes schweres Gerät, das auf den Straßen zur Mine rumfährt, hat den Umweg mehr als bezahlt gemacht.
Auch am nächsten Tag bekommen wir einen besonderen Anblick auf die Mine geboten. Aglaja und ich besteigen Mount Bruce, den mit 1235m zweithöchsten Berg in Westaustralien. Der Berg liegt im Karijini Nationalpark, direkt daneben aber die Rio Tinto Iron Ore Mine. Mit der Entdeckung des Eisenvorkommens wurde der Nationalpark um das entsprechende Gebiet verkleinert und durch eine Schneise getrennt, in der die Zufahrtsstraße und Bahnlinie zur Mine verlaufen. Der Park besteht heute also aus einem Nord- und einem Südteil. Ingesamt ist die Fläche des Parks aber größer als 75% der Staaten dieser Erde. Fast nicht zu glauben – ich musste diesen Satz im Reiseführer zweimal lesen, bis ich ihn verstanden habe. Wir widmen unsere vier Tage, die wir im Nationalpark verbringen, also ‚nur‘ dem Nordteil, der deutlich erschlossener ist als der Südteil. Der Nationalpark ist besonders für seine Schluchten und Felsformationen bekannt.
Also nehmen wir uns für unseren zweiten Tag die Dales Gorge vor. Wir haben Glück mit der Campsite, die wir für die nächsten zwei Nächte gewählt haben, denn wir können direkt von dort aus zur Dales Gorge loslaufen und so ist dieser Samstag der erste Tag auf unserem Roadtrip, an dem wir keinen Meter fahren.
Die Dales Gorge ist sehr beeindruckend. Zuerst gehen wir am Felsrand entlang, dann in der Schlucht zurück. Auf dem Weg kommen wir an mehreren Wasserlöchern und kleineren Wasserfällen vorbei. Wir nutzen die Gelegenheit und gehen schwimmen. Der Fern Pool ist eine angenehme Abkühlung, im Circular Pool, der am anderen Ende der Schlucht den ganzen Tag im Schatten liegt, ist das Wasser aber schon ziemlich kalt. Aber der Aufstieg hinaus aus der Schlucht, wärmt uns wieder auf.
Am nächsten Tag fahren wir zur Knox Gorge und zur Joffre Gorge. Die Knox Gorge ist relativ eng und sehr grün. Kleinere Bäume, Büsche und dichtes Schilf reihen sich um den Wasserlauf. Die Joffre Gorge hingegen ist deutlich breiter und es wächst kaum etwas dort unten. Eigentlich ist die ‚Hauptattraktion‘ der Joffre Gorge der große Wasserfall, der sich in mehreren Stufen in die Schlucht ergießt. Doch da gerade Winter und Trockenzeit ist, gibt es keinen Wasserfall.
Beide Schluchten schauen wir uns zuerst vom Lookout auf der Kante an, dann machen wir uns an den Abstieg. Die Wanderungen in den Schluchten sind mit je etwa zwei Kilometern nicht sonderlich lang aber an manchen Stellen doch anspruchsvoll, da es im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein geht.
Für den letzten Tag haben wir uns zwei ganz besondere Schluchten aufgehoben. Neben der Dales Gorge ist die Weano Gorge Area wohl die bekannteste des Parks, denn hier treffen drei Schluchten aufeinander. Der Anblick vom Lookout ist atemberaubend. Immer gleich und doch irgendwie anders sehen die Schluchten aus. Besonders ist an der Weano Wanderung das letzte Stück, denn hier laufen wir stellenweise im Wasser und können die letzten Meter zum Handrail Pool nur noch – man erwartet es – mithilfe eines Geländers und Stufen an der Felswand überwinden. So klettern wir neben dem kleinen Wasserfall hinab. Der Handrail Pool ist fast kreisrund, an einem Ende führt der Wasserlauf weiter in die Schlucht hinein. Um das Wasserloch sind die Felsen breit genug, um gemütlich zu sitzen. Auch hier hüpfen wir ins Wasser aber das Wasser im Handrail Pool ist wirklich unangenehm kalt – 11 Grad, wie wir später erfahren.
Am Nachmittag wartet dann der wirkliche Höhepunkt auf uns: die Hancock Gorge. Über eine Leiter geht es hinab in die Schlucht, die ersten paar Meter auf der Talsohle geht es noch trockenen Fußes weiter, dann waten wir durch hüfthohes Wasser, schwimmen durch Felsspalten, klettern über Steine und an Felswänden entlang und erreichen schließlich Kermits Pool. Fast höhlenartig mutet das Wasserloch an, mit den hohen Felswänden, die nach oben hin immer enger werden. Hinter dem Wasserloch wagen wir einen Blick in die weitere Schlucht. Dieser Bereich ist nur noch mit einer geführten Tour, professioneller Kletterausrüstung und der Genehmigung der Park Ranger zu erreichen.
Unglaublich waren unsere Tage im Nationalpark. Often standen wir nur staunend da und konnten nicht genug von dem Anblick bekommen. Echt sehr beeindruckend, was Wasser, Wind und andere Faktoren über Millionen Jahre erschaffen können.
Jetzt sind wir auf dem Weg nach Broome, fast 900km, genug Zeit also, um diesen Blogeintrag zu schreiben, der mal wieder etwas länger geworden ist als geplant. 😉
Viele liebe Grüße, gerade aus dem Nirgendwo zwischen Port Hedland und Broome.
Hallo Paulina, viele Grüße zurück ins wirklich tolle und beeindruckende Nirgendwo
Hallo Paulina.
Ihr erlebt ja wirklich außergewöhnliche Momente. Eure Tage scheinen gut ausgefüllt zu sein. Fünf Schluchten in drei Tagen ist schon ein gewaltiges Programm mit bestimmt einzigartigen Eindrücken. Weiterhin gute Fahrt und viel Spaß.