Wir lassen Carnarvon hinter uns und steuern Coral Bay an. Der kleine Ort besteht neben zwei Campingplätzen, einem Hotel, einem Hostel und einer Tankstelle nur aus einigen wenigen Läden, die auf Wassersportausrüstung eingestellt sind. Denn die Hauptattraktion ist, wie der Namen schon erahnen lässt, die Bucht und das Leben unter Wasser. Leider erwischen wir gerade heute einen Regentag, ziemlich außergewöhnlich, wie wir später erfahren: Zuletzt hat es in Coral Bay vor einigen Monaten geregnet und davor zuletzt im Mai 2018. Also verbringen wir den Tag bei Lesen, Spielen, Filmeschauen im Camper. Aber ein erster Strandspaziergang im Regen lässt die Vorfreude auf den nächsten Tag steigen. Denn dann strahlt die Sonne wieder. Wir packen unsere Schnorchelausrüstung und gehen zum Strand.
Der Strand ist deutlich voller als am Tag zuvor und es herrscht morgens bereits ein reges Treiben von Spaziergängern, Schnorchlern, Stand-up-Paddlern, Kayakern und vielen mehr. Kein Wunder, denn die Bedingungen sind ideal. Nur etwa 100 Meter vor der Küste beginnt das Ningaloo Reef. In der Ferne sieht man die Wellen am Riff brechen. In der Bucht selbst gibt es dafür nur kleine Wellen und man kann direkt vom Strand aus losschnorcheln. Das machen wir und sehen viele bunte Fische und sogar einen kleinen Rochen. Kein schlechter Einstieg, doch deutlich mehr Unterwasserleben werden wir in den nächsten Tagen sehen. Immer noch am Ningaloo Reef aber etwa 130 km weiter nördlich besuchen wir den Cape Range Nationalpark. Vom Vlamingh Head Leuchtturm verschaffen wir uns einen ersten Überblick. Die Aussicht ins Landesinnere und auf den indischen Ozean hinaus ist überwältigend.
Auf einer Infotafel lesen wir, dass des Öfteren Wale, Seekühe und andere Wasserbewohner vom Leuchtturm aus gesichtet werden. Als wir wenig später zum Mittagessen an der Bucht unterhalb des Leuchtturms sitzen, sind es zwar keine Wale, die wir sehen, aber Delfine, die ihre Köpfe zum Luftholen immer mal wieder aus dem Wasser strecken und die Bucht entlangschwimmen.
Auch an Land hat der Cape Range Nationalpark einiges zu bieten. Wenige 100 Meter hinter der Küste erhebt sich eine Hügelkette, in die mehrere Flüsse tiefe Schluchten eingegraben haben. Abgesehen vom Yardie Creek sind die Flussläufe ausgetrocknet und führen nur nach starken Regenfällen Wasser. Also durchwandern wir die Mandu Mandu Gorge auf dem Flussbett, ebenso wie die Pilgramunna Gorge. Diese Schlucht haben uns zwei Schweizer empfohlen. Sie ist nicht ausgeschildert aber ein Besuch lohnt sich besonders wegen der vielen Rock Wallabys, die dort wohnen. Wir brauchen eine Weile, bis wir die ersten Wallabys entdecken, denn die Tiere sind im Fels gut getarnt. Doch nachdem wir das erste ausgemacht haben, finden wir immer mehr Walabys auf Felsvorsprüngen und in Spalten sitzen. Am Anfang haben wir uns gewundert, warum man für den 1km langen Weg eine Stunde einplanen soll, wie das Infoschild am Eingang der Schlucht empfiehlt. Doch jetzt wissen wir es: alle paar Meter halten wir an, entdecken ein neues Wallaby und können gar nicht genug Fotos machen. So geht eine Stunde schnell rum.
Auch anderen Landbewohnern begegnen wir im Cape Range NP, unter anderem den wohl bekanntesten Tieren Australiens: Kanguruus, Dingos und Emus.
Doch natürlich sind wir hauptsächlich hier, um die Unterwasserwelt zu sehen. Wie wir im Infocenter erfahren haben, gibt es besonders drei Buchten, die sich zum Schnorcheln eignen. Die erste davon, Oyster Stacks, nehmen wir uns gleich am ersten Tag vor. Die anderen zwei, Turquoise Bay und Lakeside, folgen in den nächsten Tagen. Zwar ist die Sichtweite bei allen Buchten nicht sonderlich groß, da viele Sedimente im Wasser schwimmen, doch die Vielfalt der Meeresbewohner lässt uns bei jeder Schnorcheltour staunen. Wir sehen Seesterne, Rochen, Seegurken, ganz zu schweigen von den vielen Fischen, deren Namen ich leider nicht kenne, und: unser absolutes Highlight. Erst ist es nur ein Schatten neben uns, dann, als wir näher kommen, werden die Umrisse deutlicher und wir erkennen die Meeresschildkröte. Anmutig gleitet sie durchs Wasser, steckt ab und zu ihren Kopf über die Wasseroberfläche, um Luft zu holen. Wir folgen ihr eine Weile, schwimmen nur knapp einen Meter neben ihr. Was ein Erlebnis!
Mit diesen Eindrücken verlassen wir die Küste. Die nächsten Tage werden wir im Karijini Nationalpark verbringen. Bis dahin haben wir aber noch zwei Fahrtage vor uns.
Liebe Grüße, dieses Mal aus Exmouth, und bis bald!
Hört sich toll an, bin neidisch! Viel Spaß noch