Regentage in Südnorwegen

Norwegen , 26. Juli 2022

Eine Wanderung in Norwegen stand bei mir schon lange auf dem Plan. Nun ist es endlich so weit! Mit dem Zug und Bus geht es von Stockholm über Oslo nach Stavanger. Die Anreise dauert länger als gedacht. Mit Zwischenaufenthalt in Oslo sind wir knapp 24 Stunden unterwegs und erreichen Stavanger am frühen Morgen. Die Straßen sind noch leer und wir bekommen einen ersten Eindruck der Altstadt. Eigentlich wollten wir bereits heute unsere Wanderung entlang des Lysefjords starten. Doch da für heute und morgen Regen vorhergesagt ist, verschieben wir den Start um einen Tag und verbringen lieber einige Stunden in Stavanger. 

Die viertgrößte Stadt Norwegens gilt es Ölhauptstadt des Landes. Von hier aus erreicht man die Öl- und Gasplattformen, die sich viele Kilometer entfernt entlang der Norwegischen Küste strecken, seit dort in den 1970er Jahren Ölvorkommen entdeckt wurden. Ein Besuch im Ölmuseum gibt Aufschluss über die Geschichte der Ölförderung, ihre Bedeutung für die Stadt Stavanger und Norwegen als Ganzes, Risiken und Gefahren sowie den Einfluss auf den Klimawandel. Interessanterweise  bezieht Norwegen 97% der im Land verbrauchten Energie aus Wasserkraft, ist auf das Öl als Energiequelle also überhaupt nicht angewiesen. Das geförderte Öl wird stattdessen exportiert und hat das Land so zu Wohlstand und damit verbunden zu einem sehr hohen Lebensstandard gebracht. Doch die Ölförderung ist nicht unumstritten, gerade in einem Land das sich selbst als nachhaltig darstellt und sich ambitionierte Ziele für CO2-Neutralität in den kommenden Jahren gesteckt hat. Die staatliche Ölfirma Statoil zumindest hält an der Ölförderung fest, möchte das ‘Oil’ aber nicht mehr im Namen haben und nennt sich um in Equinor. Alles nur greenwashing? Es bleibt abzuwarten. 

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Stavanger selbst hat einen netten Hafen und eine hübschen Altstadt, also bummeln wir durch die Stadt und lassen uns den frischen Atlantikwind um die Nase pfeifen. Am nächsten Tag geht es dann endlich los zum Lysefjord. Mit dem Bus erreichen wir Lauvvik, einen kleinen Hafen direkt gegenüber der Fjordmündung. Von dort geht es mit der Fähre nach Lysebotn am Ende des 44km langen Fjords. Der Himmel ist wolkenverhangen, und ein dichter Regen hüllt uns ein. Wir fahren in eine Wand aus grau, die hohen Felswände ragen neben uns empor, die Berggipfel können wir nur erahnen, hier und da stürzt ein Wasserfall in die Tiefe. Es hat etwas magisches an sich, durch diese Landschaft zu fahren. 

Die ersten Eindrücke des Fjords sind ziemlich grau

In Lysebotn angekommen, einem Ort mit nur 10 dauerhaften Einwohnern, gönnen wir uns noch einen Tee im Restaurant des Campingplatzes, bevor wir uns in den Regen wagen und unsere viertägige Wanderung beginnen. Für den Nachmittag sind 10km und 660 Höhenmeter geplant – größtenteils auf Asphalt, weshalb uns der Regen wenig ausmacht. Doch bei einigen Abkürzungen, die uns einige Serpentinen der Straße spart, bekommen wir schon einen Vorgeschmack auf die norwegischen Wanderwege. Sprichwörtlich über Stock und Stein geht es hinauf – meistens ziemlich direkt und ziemlich steil. Das rote ’T’, das den Wanderweg oder auf norwegisch Tursti markiert, wird unser ständiger Begleiter und wir entwickeln schnell eine Love-Hate-Relationship, aber dazu später mehr. 

Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichen wir den Storatjødna, einen Stausee, die für die Energieerzeugung durch Wasserkraft genutzt wird. Hier schlagen wir unser Zelt für die erste Nacht auf. Da es immer noch regnet kochen wir unser Abendessen unter einem Felsvorsprung und verbringen den restlichen Abend im Zelt. Wir setzen alle Hoffnung in die norwegische Wetterapp YR, die uns verspricht, dass es bis zum nächsten Morgen aufhört zu regnen. 

 

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